Rietberger Emsniederung mit Steinhorster Becken
EU-Vogelschutzgebiet DE-4116-401
Größe
928 ha
Lage
Kreise Gütersloh und Paderborn, Naturraum Ostmünsterland
Schutzstatus
Drei Naturschutzgebiete gehören zum VSG „Rietberger Emsniederung mit Steinhorster Becken“:
- NSG „Rietberger Fischteiche“ (GT-026)
- NSG „Rietberger Emsniederung“ (GT-001K1)
- NSG „Steinhorster Becken“ (PB-013)
Maßnahmenräume
Die „Rietberger Emsniederung“ (Maßnahmenraum EMS-1) ist ein ausgedehntes Feuchtwiesengebiet im Bereich der Ems östlich der Stadt Rietberg. Das Gebiet wurde 1989 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und ist 445 ha groß. In öffentlichem Eigentum befinden sich 116 ha (26%). Von den 329 ha in Privatbesitz werden aktuell 97 ha im Rahmen des Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet. Die Kulisse des Vogelschutzgebietes schließt weitere Flächen mit einer Größe von 60 ha ein, die einen Verbindungskorridor zum Teilgebiet „Steinhorster Becken“ darstellen.
Das Schutzgebiet stellt eine offene, weiträumige Niederungslandschaft dar, die durch kleine naturbelassene Feldgehölze, Einzelbäume, Gehölz- und Kopfbaumreihen gegliedert ist. Im Gebiet befinden sich 10 Teiche bzw. Teichkomplexe sowie 15 angelegte Flachwasserblänken.
Gebietsbeschreibung auf der Homepage des Kreises Gütersloh
Lebensräume und Bedeutung für das LIFE-Projekt
Eine große Bedeutung hat die Rietberger Emsniederung als Brutgebiet speziell für die Wiesenlimikolen Großer Brachvogel, Uferschnepfe und Kiebitz, die zu den Zielarten des LIFE-Projektes gehören. Die Zahl der Brutpaare des Großen Brachvogels hat in den letzten Jahren zugenommen und mit aktuell 17 Paaren brüten über 30% des Bestandes im Kreis Gütersloh in der Emsniederung. Das letzte regelmäßige Brutvorkommen der Uferschnepfe im Kreisgebiet (3 bis 6 Paare) befindet sich hier und der Bestand des Kiebitzes schwankt zwischen 20 und 25 Paaren. Sowohl der Kiebitz als auch die Uferschnepfe zeigen starke Bestandsabnahmen im Gebiet. Seit 2013 brütet auch der Weißstorch mit 2 Brutpaaren in der Emsniederung und Bruten des in der Region sehr seltenen Wiesenpiepers und des Neuntöters konnten nachgewiesen werden.
Zu den regelmäßig durchziehenden Limikolenarten gehören Bekassine, Kampfläufer, Waldwasserläufer und Grünschenkel. Neben dem Kranich rasten zu den Zugzeiten auch Bläß- und Saatgänse sowie Krickenten, Knäkenten, Schnatter- und Löffelenten alljährlich in der Emsniederung.
Etwa 130 ha der insgesamt 400 ha Grünlandflächen sind als vegetationskundlich bedeutsam eingestuft. Es wurden 41 Pflanzenarten der Roten Liste sowie 11 Arten der Vorwarnliste nachgewiesen, darunter Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Wasserfeder (Hottonia palustris), Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris) und Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum).
Geplante Maßnahmen
Das LIFE-Projekt bietet die Möglichkeit, die Qualität des Schutzgebietes für die Brutvogelarten und die Rastvögel zu verbessern. Die Schwerpunkte im Maßnahmenraum EMS-1 sind u.a.:
- Optimierung des Wasserhaushaltes durch die Anlage neuer Wiesenblänken
- Wiederherstellung einer offenen Wiesenlandschaft durch die Entfernung von störenden Gehölzstrukturen und die Umgestaltung einer zugewachsenen Teichanlage
- Umgestaltung von Gräben durch Abflachung der Profile
- Erhöhung der Nutzungsvielfalt durch die Bereitstellung eingezäunter Areale für eine extensive Beweidung
- Prädationsmanagement (Reduzierung von Beutegreifern durch gezielte professionelle Fallenjagd)
Das Teilgebiet NSG „Steinhorster Becken“ (Maßnahmenraum EMS-2) ist 82,6 ha groß und liegt im Kreis Paderborn. Es befindet sich vollständig in öffentlichem Eigentum.
Das „Steinhorster Becken“ wurde ursprünglich als Hochwasser-Rückhaltebecken an der oberen Ems zum Schutz der Städte Rietberg und Rheda-Wiedenbrück vor Hochwässern geplant und im Jahr 1972 fertiggestellt. Ende der 1980er Jahre wurden etwa 80 Hektar Flächen im Retentionsraum des Rückhaltebeckens vom Land NRW erworben und als Reservat für Wasser- und Watvögel künstlich gestaltet. Zu beiden Seiten der Ems, die das Gebiet in der Mitte durchfließt, wurden große Flachwasserteiche, Feuchtwiesen und Blänken angelegt.
Gebietsbeschreibung auf der Homepage des Kreises Paderborn
Lebensräume und Bedeutung für das LIFE-Projekt
Flussregenpfeifer, Kiebitz, Teichrohrsänger, Wasserralle, Weißstorch, Zwergtaucher und mehrere Entenarten brüten hier jährlich. Brutvogel-Zielarten im LIFE-Projekt Wiesenvögel NRW sind für dieses Projektgebiet Kiebitz, Knäkente und Löffelente.
Eine überregional sehr hohe Bedeutung kommt dem NSG „Steinhorster Becken“ als Rast- und Überwinterungsgebiet für Wasser- und Watvögel zu. An den im Gebiet vorhandenen großen Flachwasserteichen mit großflächigen amphibischen Bereichen, die insbesondere zur Zugzeit im Spätsommer/Herbst als offene Schlammflächen vorhanden sind, finden hier viele durchziehende Limikolen-, Enten- und Gänsearten ein geeignetes Rastgebiet. Bei den Rastvögeln liegt der Schwerpunkt im LIFE-Projekt Wiesenvögel NRW für diesen Maßnahmenraum auf den Zielarten Bekassine, Bruchwasserläufer, Dunkelwasserläufer, Großer Brachvogel, Grünschenkel, Kampfläufer, Kiebitz, Knäkente, Krickente, Löffelente, Pfeifente, Rotschenkel, Schnatterente, Tafelente, Uferschnepfe und Waldwasserläufer.
Nicht nur für gefährdete Vogelarten, auch für Amphibien, Wasserinsekten und gefährdete Pflanzenarten ist das „Steinhorster Becken“ ein bedeutender Lebensraum. Von besonderer Bedeutung sind die amphibischen Bereiche auf sandigem Untergrund am Ufer der Flachteiche, die im Winter und Frühjahr von Wasser überflutet werden und im Sommer und Herbst trockenfallen. Hier bilden sich artenreiche Zwergbinsenfluren und teilweise auch Feuchtheiden aus.
In den letzten beiden Jahrzehnten wurde festgestellt, dass der Bruterfolg und teilweise auch der gesamte Bestand vieler bodenbrütenden Arten im Gebiet deutlich abnahmen. Dies wird überwiegend auf den hohen Bestand an Prädatoren, insbesondere Waschbär, eventuell auch Fuchs und Nutria zurückgeführt.
Geplante Maßnahmen
Im NSG „Steinhorster Becken“ besteht die Möglichkeit, durch folgende Maßnahmen im Rahmen des LIFE-Projektes Wiesenvögel NRW die Lebensraumqualität für brütende und rastende Limikolen und Enten noch zu verbessern:
- Entfernung von störenden Strukturen durch Reduzierung von Gehölzen als Sichtschranken; Abbau überflüssiger Zäune, Abtragung von Kiesaufschüttungen in den Teichen
- Optimierung des Wasserhaushaltes durch Umgestaltung von Stillgewässern
- Prädationsmanagement (Reduzierung von Prädatoren durch gezielte professionelle Fallenjagd)