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Unterer Niederrhein

EU-Vogelschutzgebiet / Natura2000-Code DE-4203-401

Der Untere Niederrhein ist eine vom Rheinverlauf geprägte Flusslandschaft, mit vielen Abgrabungsgewässern, einzelnen Altarmen und kleineren Auenwäldern. Neben der derzeit vorhandenen Aue des Rheins (Deichvorland) umfasst es auch große Flächen in der Altaue (Deichhinterland) wie z.B. die Düffel.

Es ist das zweitgrößte Vogelschutzgebiet in Nordrhein-Westfalen.

Größe

25.809 ha

Rund 20 Prozent der Fläche des Vogelschutzgebiets Unterer Niederrhein befinden sich im Besitz der öffentlichen Hand. Davon fällt der größte Teil auf das Land Nordrhein Westfallen, den Bund, die Kreise und Kommunen. Der Regionalverband Ruhr sowie die NRW-Stiftung besitzen ebenfalls einige wenige Flächen im Vogelschutzgebiet. Etwa 80 Prozent der Flächen sind Privatbesitz.

Lage

Von Duisburg über die Kreise Wesel und Kleve bis hin zur deutsch-niederländischen Grenze, Naturraum Nördlicher Teil des Niederrheinischen Tieflandes

Schutzstatus

Im Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein liegen folgende Schutzgebiete (ganz oder zu wesentlichen Teilen):

  • Ramsar-Gebiet Unterer Niederrhein (25.000 ha)
  • NSG Abgrabungsseen Lohrwardt und Reckerfeld (194ha)
  • NSG Altrhein Reeser-Eyland (44ha), auch FFH-Gebiet
  • NSG Bereich "Haffen'sche Landwehr" (innerhalb VSG 132ha)
  • NSG Bienener Altrhein, Millinger Meer unnd Hurler Meer (638ha), auch FFH-Gebiet
  • NSG Deichvorland bei Grieth mit Kalflack (505ha)
  • NSG Die Moiedtjes (31ha)
  • NSG Dornicksche Ward (211ha), auch FFH-Gebiet
  • NSG Düffel - Kellener Altrhein und Flussmarschen (3815ha), z.T. FFH-Gebiet (25 ha)
  • NSG Emmericher Ward (309ha), auch FFH-Gebiet
  • NSG Grietherorter Altrhein (509ha), z.T. FFH-Gebiet (475 ha)
  • NSG Hetter-Millinger Bruch (658ha), auch FFH-Gebiet
  • NSG Hübsche Grändort (145ha), auch FFH-Gebiet
  • NSG Kranenburger Bruch (118ha), auch FFH-Gebiet
  • NSG Salmorth (1050ha), z.T. FFH-Gebiet (921 ha)
  • NSG Sonsfeldsches Bruch, Hagener Meer und Düne (48ha), auch FFH-Gebiet
  • NSG Reeser Schanz, Rheinaue zwischen Vynen und Obermörmter, bei Gut Grindt und Haus Lüttingen (757ha), z.T. FFH-Gebiet (187ha)
  • NSG Rheinaue Bislich-Vahnum (243ha), z.T. FFH-Gebiet (67ha)
  • NSG Bislicher Meer und Wat Ley (50ha)
  • NSG Bislicher Insel (1053ha), auch FFH-Gebiet (1002ha)
  • NSG Rheinaue zwischen Wesel und Bislich (616ha)
  • NSG Weseler Aue und Leygraben bei Flüren (
  • NSG Rheinaue zwischen Büderich und Perrich (327ha), z.T. FFH-Gebiet (51ha)
  • NSG Rheinvorland zwischen Mehrum und Emmelsum (534ha)
  • NSG Rheinvorland östlich von Wallach (325 ha)
  • NSG Forschungsrevier im Orsoyer Rheinbogen (172ha)
  • NSG Momm-Niederung (594ha)
  • NSG Hasenfeld und Rheinvorland zwischen Eversael und Ossenberg (802ha), z.T. FFH-Gebiet (397ha)
  • FFH Gebiet Rhein-Fischschutzzonen zwischen Emmerich und Bad Honnef (2336ha)

Lebensräume und Bedeutung für das LIFE-Projekt

Das Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein ist ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Die Landschaft ist geprägt durch den Rhein mit seinen Auen, seinen Altarmen und eingestreuten Auwaldbereichen. Charakteristisch für den Unteren Niederrhein ist ein Mosaik aus weitestgehend offenen Grünlandbereichen, Ackerflächen und Gehölzstreifen. Das Grünland wird häufig von Gräben durchzogen, an denen entlang stellenweise Gehölzsäume mit den unter anderen für diese Region typischen Kopfweiden verlaufen. Die Gräben wurden einst angelegt um das Wasser aus den benachbarten Flächen abzuleiten. Im Zuge des Klimawandels verschwindet aber zunehmend die Notwendigkeit Flächen dauerhaft zu entwässern.

Der Untere Niederrhein hat vor allem für Brut- und Rastvogelarten, die Feuchtgebiete besiedeln, regionale, nationale und auch internationale Bedeutung. Vier Fünftel des landesweiten Brutbestandes der Flussseeschwalbe und die einzigen Trauerseeschwalbenkolonien NRWs befinden sich hier. Landesweit bedeutend sind zudem die Brutbestände von Löffel-, Schnatter-, Krick-, Knäk- und Tafelente. Für die Löffelente ist das Vogelschutzgebiet das wichtigste Brutgebiet in Nordrhein-Westfalen.

Die Feuchtwiesen beherbergen bedeutende Vorkommen an Wiesenvögeln wie Uferschnepfe, Rotschenkel, Großer Brachvogel und Kiebitz, die zu den Zielarten des Projektes gehören.
Der Bestand der Uferschnepfe hat sich in den letzten Jahren allerdings dramatisch verschlechtert. In den 1960er Jahren wurden noch 500 Brutpaare gezählt, mittlerweile sind es nur noch knapp 50 (2019).

Der Rotschenkel hat innerhalb Nordrhein-Westfalens sein Hauptvorkommen am Unteren Niederrhein. Der Bestand war jedoch besonders in den letzten 10 Jahren rückläufig. Zuletzt machte ihm vor allem die zunehmende Trockenheit zu schaffen.
Im Jahr 2019 brüten etwa 30 bis 40 Paare am Unteren Niederrhein. Der Große Brachvogel brütet auch in trockeneren und teilweise auch intensiv genutzten Grünlandflächen. Sein Bestand nahm im Vogelschutzgebiet noch bis in die 2010er Jahre zu, ist nun jedoch mit derzeit 50 bis 60 Paaren wieder leicht rückläufig.
Der Kiebitz nutzt zum großen Teil auch Ackerflächen als Ersatzbrutplatz. Der Bestand ist jedoch wie auch andernorts seit den 1980er Jahren stark rückläufig.

Auch der Wiesenpieper hat ein bedeutendes Vorkommen am Unteren Niederrhein. Hier brütet er auf den extensiv bewirtschafteten Grünlandflächen innerhalb einiger Naturschutzgebiete. Außerhalb dieser ist er jedoch nur noch selten anzutreffen.

Seit 2017 brütet am Unteren Niederrhein außerdem das landesweit erste Seeadler-Paar seit Beginn der Aufzeichnungen.

Als Rastgebiet ist der Untere Niederrhein zudem insbesondere für die überwinternden arktischen Gänse (v.a. Bläss- und Weißwangengans) von Bedeutung.

Für den Unteren Niederrhein sind vor allem die Übergangsbereiche zwischen Wasser und Land mit ihren natürlichen Wasserstandfluktuationen vegetationsökologisch von großem Interesse. Schlammufer, die zumindest gelegentliches Vegetationsaufkommen aufweisen (z. B. verschiedene Zweizahn-Arten, Gift-Hahnenfuß und Ampfer-Arten), prägen das sich rasch verändernde Landschaftsbild und dienen zahlreichen Limikolen als Nahrungshabitat.

Ebenfalls typisch für den Niederrhein und immer mehr durch Trockenheit und die Intensivierung der Landwirtschaft in ihrer Existenz bedroht sind Feucht- und Nasswiesen sowie Flächen mit mehrjährigen, hochwachsenden krautigen Pflanzen, sogenannte Hochstaudenfluren. Charakterarten der Feuchtwiesen sind unter anderem die Sumpf-Dotterblume, der Flammen-Hahnenfuß, die Kuckucks-Lichtnelke und das Sumpf-Vergissmeinnicht.

Typische Arten der feuchten Hochstaudenfluren sind neben dem Echten Mädesüß der Gemeine Blutweiderich und der Wasserdost. Nennenswert sind weiterhin die jeweils auf der Roten Liste Deutschlands als gefährdet eingestufte Polei-Minze und die Wiesen-Gerste. Beide Arten kommen in der Flussaue des Rheins vor.

Für die Flussauen unentbehrlich sind ausgedehnte Auwälder, die natürlicherweise regelmäßigen Überflutungen unterliegen und hochspezialisierte Pflanzenarten aufweisen. Für den Niederrhein seien hier im Besonderen die Silber-Weide und die Schwarz-Pappel als typische Auenwaldarten genannt.

Geplante Maßnahmen

Im Rahmen des Projektes werden unter anderen folgende Maßnahmen zur Lebensraumoptimierung umgesetzt:

  • die Verbesserung des Wasserhaushaltes durch die Anlage von Blänken und Kleingewässern sowie
  • das Errichten von Stauen und Drainageverschlüssen
  • die Optimierung von Gräben und vorhandenen stehenden Gewässern hin auf die Bedürfnisse der Wiesenvögel (z.B. Abflachung von Uferbereichen)
  • die Steigerung der floristischen Vielfalt durch Mahdgutübertragung
  • die Entfernung störender Kleinstrukturen im Offenland
  • Ein Prädatorenmanagement, das lokal auf der Grundlage eines Prädatorenmonitorings konzipiert wird.
  • Der Aufbau eines Ehrenamt-Netzwerks zum Gelegeschutz
  • im Kreis Kleve auch die Beratung von Landwirt*innen zu einer wiesenvogelfreundlichen Bewirtschaftung.
  • Errichtung von zwei Beobachtungshütten für die Öffentlichkeit
  • Monitoring der Zielarten, der Lebensräume und der Maßnahmenumsetzung.